Freitag, 8. Mai 2009

Der Ramkund von Nasik




der ramkund ist ein kuenstlich angelegtes becken, in das das wasser aus dem heiligen fluss godaveri fliesst. rund um die uhr herrscht hier buntes treiben. waesche waschen, heilige riten vollziehen, viele kinder baden mit sichtlichem spass einfach der abkuehlung wegen. marktstaende mit allen erdenklichen obst- und gemuesesorten, haushaltsartikeln, devotionalienstaende wo man last minute alle gegenstaende zur vollziehung der riten kaufen kann: messinggefaesse um heiliges godaveri wasser zu schoepfen, rotes tikka-pulver, kokosnuesse, raeucherstaebchen, oele, kerzendochte, bunte ketten , heilige kraeuter, blumengirlanden. snackstaende mit samosas, jallebis - spritzgebaeckkringel, frittiert und dann in zuckersirup eingelegt - eis, limettensaft, geschnittenes obst... in das stimmengewirr der unzaehligen pilger mischt sich das muhen der heiligen kuehe, das blasen der puja-muschel und das gelaeut der tempelglocken. ganze familien sind angereist. sie vollziehen eine puja fuer ihre toten. fotos sind aufgestellt, drumrum sitzen die angehoerigen im kreis, der priester vollzieht die riten. die soehne haben kahlgeschorene koepfe, gerade frisch rasiert bei einem der barbiere nebenan. toepfe mit reis koecheln auf kleinen feuern fuer die zeremonie. die mitgebrachte asche wird dann dem godaveri uebergeben.
gleich neben mir laesst sich ein paar umgeben von der ganzen familie nieder, keine hochzeit, vielleicht sind sie kinderlos geblieben und der angeheuerte priester soll mit einer spezialpuja nun abhilfe schaffen. tuetenweise utensilien wurden angeschleppt, die unter den strengen augen des priesters aufgebaut werden. aus godaveriwasser und mehl wird ein teig geknetet, dann kugeln draus geformt. der mann bekommt stroh um die mittelfinger gewickelt, etwas wasserbueffelmilch darueber, eine prise tumeric pulver. mit den teigkugeln werden strohhalme auf dem vorher mit ghee besprenkelten boden festgeklebt, mit samen bestreut, eine orangene tagetesbluete obendrauf, wieder ein paar spritzer heiliges wasser...
ich sitze mittendrin und beobachte, rieche, hoere, fuehle. eine indische familie fragt mich, ob sie ein erinnerungsfoto mit mir machen duerfen.
ein vater kommt mit seinem sohn, der den arm im gips hat. vorsichtig hilft er ihm aus den kleidern bis er nur noch die rote schnur zum abwehren des boesen um die hueften hat. den arm aus dem wasser haltend wir er gebadet, auf dass der bruch schnell heilt. dann nimmt der vater sein bad...
gegenueber kommte eine frauengruppe an. in eine grosse sporttasche mit wechselkleidung kommen uhren und schmuck. dann ins wasser. erst ein paar handvoll ueber die langen schwarzen haare, dann mit dem ganzen bunten sari abtauchen. alle suenden sind abgewaschen, umziehen und den sari zum trocknen in der sonne auslegen.
ein alter mann mit bart so lange, dass er ihn einmal um den hals schlingt, damit er aus dem weg ist, geht baden. er krustelt seinen gelben geldbeutel - ein richtiger beutel - unter seinem roten lungi hervor, besprenkelt ihn mit ein paar spritzern wasser und gibt ihm einem anderen zum aufpassen. dann taucht er unter...
ein paar geschaeftsmaenner im weissen hemd krempeln nur die anzugshose etwas hoch, stehen auf der ersten stufe und waschen sich haende und gesicht im godaveri wasser. geht auch schnell in der office-pause...
die zeremonie meiner nachbarsfamilie dauert nun schon fast 2 stunden und sie endet damit, dass der mann die teigbollen in einen der tempel traegt und dann baden geht. wie mir inzwischen eine tochter der familie erzaehlt hat, stammen sie alle aus gujarat und sind mit dem zug angereist. der priester bekommt 600 rs, die er in seine brusttasche steckt und dann seine visitenkarte an die familienmitglieder verteilt...
inzwischen startet links von mir schon die gleiche zeremonie mit einer anderen familie...


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